Von der Angst zum L(i)eben

BEDADEVA-Blog von Bernhard Künzner

Wir wissen alle, wie unangenehm Angst ist! Wenn mich die Angst gepackt hat, fange ich an, übelriechenden
Schweiß abzusondern, ich zittere, fange an zu stottern, meine Stimme klingt belegt, mein Verstand scheint
sich komplett verabschiedet zu haben, mein Kreislauf dreht durch …
Das Erleben der Angst ist so schrecklich, dass schon der Gedanke an ein Angst auslösendes Ereignis Angst
verursacht. Darum tun wir alles, um Angst zu vermeiden:

Wir meiden Menschen, deren Begegnung Angst verursachen könnte. Wir legen uns Verhaltensweisen zu, die uns
vor Angst schützen sollen, geben uns demütig, überfreundlich, „cool“ bzw. Angst einflößend, wir verbergen
unsere ehrlichen Empfindungen, wir klammern uns an Menschen und Besitz, wir schließen Versicherungen ab und
legen Sparkonten an, wir lassen uns von Ärzten durchleuchten usw. Alle diese Handlungen zusammengenommen
ergeben das Bild eines zutiefst verunsicherten und ängstlichen Wesens. Das soll also der Mensch sein – die
Krone der Schöpfung?
Ach ja – ich habe noch etwas vergessen: Neben der Angst besitzt der Mensch auch noch den Fortpflanzungstrieb.
Diese beiden Triebe charakterisieren also den Menschen: Angst und Sex …?

Zum Glück gibt es aber immer wieder, wenn auch äußerst selten, Momente, in denen der Mensch seine Angst
überwindet. Wenn man herausfinden könnte, welche Voraussetzung vorliegen müssen, damit er genug Mut aufbringt, um die Angst zu besiegen, dann könnte man daraus vielleicht eine Regel machen, die zu beachten dem ängstlichen Menschen viele Vorteile bringen würde.

Wann also riskiert ein Mensch Leben und Gesundheit wider alle Angst? Wann handelt er frei und nach seinem
ehrlichen Gutdünken? Wann kann er sein Leben angstfrei in vollen Zügen genießen?

Die Antwort ist ebenso einfach wie logisch:
Wenn er liebt.

Einfach, weil es uns immer wieder gesagt wurde. Logisch, weil die Liebe immer der Gegenspieler von Angst ist.

Nun denken wahrscheinlich viele Leser an bekannte Geschichten, wo ein Mann seinen Hund aus dem Eisloch rettet,
wo ein Mensch für einen anderen ins KZ geht, wo eine Mutter ihrem Kind zuliebe noch einen weiteren Job annimmt
usw. Gut, möglicherweise steckt hinter diesen Verhaltensweisen Liebe, es könnten aber auch andere Beweggründe
vorliegen, wie Verlustangst, Opferbereitschaft, Streben nach Anerkennung.
Ich sage es mal sehr direkt: Was ist denn schon dabei, wenn ich mein Leben für einen anderen gebe, wenn ich
sowieso keine Freude mehr am Leben habe?

Um die oben gestellten Fragen zu beantworten, muss man tiefer gehen.
Wenn ich sage: Selbstliebe ist das Zauberwort, werde ich wahrscheinlich missverstanden. Doch ich spreche nicht
von Egoismus. Ich spreche von Bewusstheit. Wer in sich klar und deutlich spürt, dass er gar nicht anders
kann, als zu lieben, der hat dieses Maß an Bewusstheit erlangt, das nötig ist, um die Angst zu überwinden.
In uns allen steckt ein göttlicher Funke. Man hat ihm schon viele Namen gegeben: Seele, Gewissen, Bauchgefühl,
innere Stimme, Weisheit … Er gibt uns Sicherheit, die einzige Sicherheit, die es gibt. Er verströmt beständig
Liebe in uns, ob wir wollen oder nicht.
Erst wenn dieser göttliche Funke von uns gehört wird, erst wenn wir in die Stille gehen, um darin laut zu werden,
verstehen wir, was Selbstliebe ist.

Durch stetiges Üben der Meditation lernen wir die Sprache des göttlichen Funkens in uns verstehen und überwinden
die Angst ein für alle Mal.