Wer ist ein mündiger Mensch?
Ein BEDADEVA-Blog von Bernhard Künzner
Ein mündiger Bürger ist ein informierter Bürger. Er liest mindestens zwei Tageszeitungen,
sieht sich regelmäßig die Nachrichtensendungen an, verfolgt den politischen Diskurs im In-
und Ausland und ist auf Instagram und Twitter präsent. Dadurch ist er in der Lage, sich eine
fundierte Meinung zu jedem Thema zu bilden…
So oder so ähnlich lernt man es schon in der Schule. Aber ist das richtig?
Wer im Jahre 2020 die aktuellen Berichte zum Tagesgeschehen auf die oben beschriebene Weise
verfolgt, wird große Probleme damit bekommen, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Allzu
widersprüchlich sind die Informationen, die ihn über die Medien erreichen. Nicht umsonst hat
sich der Begriff „fake news“ wie ein Virus in der Medienlandschaft ausgebreitet und für
Streit und Verunsicherung gesorgt. Wem kann man denn noch trauen? Da liest man einen Artikel,
den ein angesehener Professor Doktor … verfasst hat, man identifiziert sich damit und
beschließt, eine Meinung zu haben, und wenige Stunden später kommt ein anderer renommierter
Wissenschaftler und zerpflückt den Artikel seines Kollegen in seine Einzelteile, bis nichts
mehr davon übrig bleibt. Und dann gibt es ja noch die Herren und Damen VolksvertreterInnen,
die mit einer derart souveränen Selbstsicherheit Statements abgeben, dass man beinahe geneigt
ist, ihnen zu glauben.
Ja, also nun… Was soll man dann noch glauben? Wer kann schon von sich behaupten, dass er
mehr Ahnung von der Materie hat als die Fachleute unter den Professoren und Politikern?
Der heute noch lebende Qigong-Großmeister Zhi Chang Li sagt: „Das Wort Stille ist eine
Methode. Es ist auch eine Haltung im Herzen – in dieser komplexen menschlichen Welt eine
Stille und Ruhe im Geiste bewahren zu können, der Zeit entsprechen und ihr folgen, in den
tiefsten Bereich deines inneren Herzens zu gelangen, im Moment leben, das Herz beruhigen und
sich kultivieren. Wenn du beispielsweise die ganze Zeit unglücklich bist, dann liegt das
daran, dass du nie im Moment lebst und nie den feinen Geschmack des menschlichen Lebens
kostest. Diesen feinen Geschmack des Lebens zu kosten, Herz, Seele und Geist zu reinigen,
ohne Zweifel zu sein – dies ist ein Zustand, in dem man Körper und Wesensnatur kultiviert und
nährt.“
Wer fühlt sich bei diesen Worten nicht dabei ertappt, mit der Zunge geschnalzt zu haben, um
diesen feinen Geschmack des Lebens zu kosten? Wer tut nicht einen tiefen Seufzer, mit dem er
seine verborgene Sehnsucht nach Stille ausdrückt?
Aber was nützt mir Stille und süßes Leben, wenn ich nicht informiert bin? Es ist doch auch
keine Lösung, mich in meine eigene Eremitage zurückzuziehen und darauf zu warten, bis mir der
Himmel auf den Kopf fällt!
Ha! Also ob „informiert zu sein“ etwas mit Zeitungen und Nachrichten zu tun hätte!
Meister Li behauptet, dass jeder Mensch an der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen ein
verkümmertes Organ in sich trägt, das sogenannte Dritte Auge. Dieses Organ hätte
ursprünglich die Funktion einer subtilen visuellen Wahrnehmung, wie etwa das Sehen des
Qi-Feldes, das jeden lebenden Organismus umgibt. Durch mangelnde Anwendung sei es
geschrumpft, könne aber mit einiger Übung wieder aktiviert werden. Dadurch würden ganz
allgemein die geistigen und intuitiven Fähigkeiten gestärkt.
Nehmen wir mal an, es gibt dieses Organ, mit dem wir in die geistige, unsichtbare Welt
hinaushorchen können, wo die wirklichen, ewigen Wahrheiten gespeichert sind. Wäre das nicht
die bessere Alternative zu einer „Meinungsbildung“? Wenn ich die Wahrheit kenne, wozu brauche
ich dann noch eine Meinung?
Als langjährig Meditierender habe ich diese Quelle der Wahrheit immer wieder einmal
angezapft. Sie hat in mir die tiefe Gewissheit entstehen lassen, dass ich keine Medien
brauche, um die Welt zu verstehen, weil ich hinter dieser sichtbaren Welt eine unendlich viel
größere Welt entdeckt habe. Ich habe erfahren, dass ich die Quelle zu meinem Glück in mir
selbst trage.
Jesus sagte: „Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch“(Lukas 17,12) und „Steht
nicht geschrieben in eurem Gesetz: „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter“? (Johannes 10,34).
Er hat definitiv nicht gesagt: „Hört auf Leute, die es besser wissen als ihr!“
Wir sollten in Zeiten der Unsicherheit und Verwirrung für Klarheit in uns selbst sorgen.
In der Stille der Meditation lernen wir wieder, auf unsere eigene Intuition zu vertrauen.
Diese allein verleiht uns die Fähigkeit, ein selbstbestimmtes und glückliches Leben zu führen.
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